Aktuelle Klinische Projekte
Distale Radiusfraktur als Indikatorfraktur der Osteoporose
Projektleiter: Prof. Dr. med. Stefan Piatek , PD Dr. med. Benjamin Lucas
Projektbearbeiter: Isabell Kontny
Patienten mit distaler Radiusfraktur haben eine hohe Inzidenz von Osteoporose und ein erhöhtes Risiko für weitere spätere Frakturen. Die Wahrscheinlichkeit, nach dem 50. Lebensjahr im weiteren Leben einen Knochenbruch aufgrund einer Osteoporose zu erleiden, liegt aktuell in Deutschland bei 33 Prozent für die Frau, bei 20 Prozent für den Mann. Insbesondere bei postmenopausalen Frauen beginnt die osteoporoseassoziierte „Frakturkarriere“ nicht selten mit einer distalen Radiusfraktur nach minimalem Trauma (z. B. Sturz aus dem Stand). Diese Fraktur ist dann nicht selten der Hinweis auf die zugrundeliegende Osteoporose-Erkrankung (sog. Indikatorfraktur). Studien wiesen bei jedem zweiten bis dritten Patienten (Männer und Frauen) mit erlittener distaler Radiusfraktur messtechnisch eine Osteoporose nach. Das Vorliegen einer distalen Radiusfraktur erhöht das Risiko hüftgelenknaher Frakturen oder auch von Wirbelkörperfrakturen im weiteren Lebensverlauf, insbesondere wenn keine Therapie eingeleitet wurde. Distale Radiusfrakturen treten dabei oft 10 bis 15 Jahre früher auf als Hüftfrakturen. Im Telefoninterview wird der Verlauf von Patienten im Hinblick auf Osteoporosetherapie und Folgefrakturen analysiert, welche in den Jahren 2010 bis 2015 aufgrund einer distalen Radiusfraktur behandelt worden waren.
Knochendichte der menschlichen Patella
Projektleiter: Prof. Dr. med. Stefan Piatek , Dr. med. Jan Philipp Schüttrumpf, Dr. med. Mathias Becker
Projektbearbeiter: Mohamad Al Aych
Patellafrakturen zählen mittlerweile zu osteoporoseassoziierten Fragilitätsfrakturen. Bei einer Prävalenz von 1,4% aller Frakturen und einer Inzidenz von 14,1/100.000/Jahr liegt der Altersgipfel in Deutschland inzwischen bei 60 bis 80 Jahren, insgesamt sind deutlich mehr Frauen betroffen (Geschlechtsverhältnis 68%:32%). Häufigstes multifragmentäres Frakturmuster ist die Querfraktur mit mehrfragmentärer distaler Polfraktur. Diese Frakturmuster in Verbindung mit einem meist osteoporotischen Knochenstock stellen besondere Herausforderungen an das operative Vorgehen. Die Kenntnis der lokalen Knochendichteverteilung ist hilfreich sowohl für das Verständnis von Frakturmustern als auch für die Weiterentwicklung von Osteosyntheseverfahren. Es erfolgen Untersuchungen zur Patella- Knochendichte mittels CT-Osteoabsorptiometrie.
Entwicklungsprojekt neue winkelstabile Osteosyntheseplatten
Projektleiter: Prof. Dr. med. S. Piatek
Für eine bestimmte Körperregion wird eine neue winkelstabile Osteosyntheseplatte entwickelt, diese sowohl einer Finite-Elemente-Analyse unterzogen als auch am anatomischen Präparat getestet.
Ergebnisse nach operativ versorgten Patellafrakturen mit winkelstabiler Patellaplatte
Projektleiter: Prof. Dr. med. S. Piatek
Bei einer Patellafraktur handelt sich um eine nicht sehr häufig vorkommende Verletzung der Kniescheibe nach adäquatem Trauma mit sehr unterschiedlichen Schweregraden der knöchernen Verletzung (einfache Quer- oder Längsbrüche bis hin zu Trümmerbrüchen). Diese Brüche müssen fast ausschließlich operativ durch eine Osteosynthese behandelt werden. Dies geschah in der Vergangenheit durch Zuggurtungen oder Schrauben mit sehr unterschiedlichem Erfolg. Neue Verfahren - im vorliegenden Fall eine winkelstabile operative Stabilisierung mit einer speziellen Platte - scheinen bessere Ergebnisse für den Patienten zu ermöglichen. Dieses soll mit der vorliegenden Studie nachgewiesen bzw. untersucht werden. Es handelt sich um eine nicht-randomisierte prospektive Fallkontrollstudie mit prospektiver Datenerhebung von Patienten, die im Zeitraum von 1.3.2018 bis 31.12.2020 in den Universitätskliniken Magdeburg und Freiburg behandelt werden. Es erfolgt eine fünfjährige Verlaufskontrolle.
Bandscheibenläsionen bei Wirbelkörperfrakturen. Reliabilität und Analyse der bildmorphologischen Klassifikation des traumatischen Bandscheibenschadens nach Sander
Projektleiter: Prof. Dr. med. Stefan Piatek
Die Detektion diskoligamentärer Läsionen ist wichtig zur Einschätzung der Wirbelsäulenstabilität. Bei defekter Bandscheibe wird eine anteriore Rekonstruktion mit Diskusresektion und Fusion empfohlen. Während die Detektion ligamentärer Läsionen vergleichsweise gut gelingt, erweist sich die Einschätzung der Bandscheibe aber mitunter schwierig. Grundsätzlich steht die Frage, wann eine Bandscheibe als defekt definiert wird bzw. ab welchem Ausmaß der Bandscheibenverletzung die Indikation für ein ventrales Vorgehen mit Bandscheibenresektion und Cage-Implantation abgeleitet wird. Sander et al. entwickelten 2013 auf Grundlage der Beurteilung von MRT-Bildern von Patienten mit traumainduzierten thorakolumbalen Frakturen ein Klassifikationssystem für traumatische Bandscheibenläsionen (Grad 0 bis 3), welches auf morphologischen Veränderungen sowie Signalunterschieden innerhalb der MRT-Scans basiert. Die Beschreiberin der Klassifikation ermittelte bei zwei Ratern eine sehr hohe Interrater- (Cohens Kappa 0,96) wie auch Intrarater-Reliabilität nach drei Monaten (Cohens Kappa ebenfalls 0,96). Für die Beurteilung bei Patienten mit eindeutig traumatischen Frakturen (AO Spine-Klassifikation) sind keine weiteren Reliabilitätsanalysen der Sander-Klassifikation publiziert. In der geplanten Studie werden anhand einer konsekutiven Serie von Patienten mit traumatischen Wirbelkörperfrakturen die Interrater- und Intrarater-Reliabilität der Sander-Klassifikation an einem überregionalen Traumazentrum ermittelt. In Nebenfragestellung erfolgt eine Korrelationsanalyse der Sander-Grade zur AO-Spine Klassifikation.
Behandlungsergebnisse bei Frakturen des 5. Mittelfußknochens
Projektleiter: Prof. Dr. med. Stefan Piatek
Frakturen der Mittelfußknochen gehören zu den häufigsten Brüchen des Fußes. Etwa 70% davon betreffen den 5. Mittelfußknochen, von denen wiederum ca. 80% an der Basis lokalisiert sind. Selbst in der aktuellen Literatur sind die Behandlungsempfehlungen für die verschiedenen Frakturen der Basis des 5. Mittelfußknochens different. In der Universitätsklinik für Unfallchirurgie werden die Frakturen unabhängig von Dislokationsgrad, artikulärer Beteiligung oder Anzahl der Fragmente einzig entsprechend der Fraktureinteilung nach Lawrence und Botte behandelt. Frakturen in Zone I und II werden konservativ behandelt, Frakturen in Zone III operativ. Die konservative Therapie umfasst im Wesentlichen die schmerzadaptierte Vollbelastung ohne Immobilisation für 6 Wochen in Schuhen mit steifer Sohle. Die operative Therapie erfolgt in der Regel mittels intramedullärer Schraubenosteosynthese. Ermittelt werden die Behandlungsergebnisse der letzten 5 Jahre: radiologisches und funktionelles Outcome (Ankle/Hindfoot Scale der American Orthopaedic Foot and Ankle Society (AOFAS), Fuß-Funktions-Index (FFI) sowie gesundheitsbezogene Lebensqualität (SF-36v2). In Nebenfragestellung erfolgt eine Korrelationsanalyse zwischen den zur Anwendung kommenden Fußscores (AOFAS, FFI) und dem SF-36v2.
Auswirkungen des Sturzmechanismus auf das Verletzungsrisiko nach Stürzen im Rahmen der Internationalen Deutschen Motorrad Meisterschaft der Jahre 2022 bis 2025
Projektleiter: Prof. Dr. med. Stefan Piatek
Projektbearbeiter: PD Dr. med. Benjamin Lucas
In Zusammenarbeit mit dem Leitenden Rennarzt des Deutschen Motor Sport Bundes e.V. (DMSB) erfolgt eine Videoauswertung aller Stürze im Rahmen der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft im Hinblick auf Verletzungsprofil einschließlich Outcome. Es erfolgt eine Aufarbeitung u.a. nach den Kriterien Rennklasse, Sturzmechanismus (Lowsider, Highsider, Collision, Other) im Hinblick auf Verletzungsfolgen und Hospitalisierung.
